Von 16. bis 18. November findet in Tunis der UN "Weltgipfel zur Informationsgesellschaft" (WSIS) statt, parallel dazu veranstaltet Netbase unter dem Titel "World-Information City" ein umfangreiches Programm in der indischen IT-Metropole Bangalore.

Eines der zentralen Themen ist dabei der globale Konflikt um den zukünftigen Umgang mit geistigem Eigentum. Im Zeitalter eines rapiden Wandels von Informations- und Kommunikationstechnologien stehen einander zwei Fronten gegenüber: Auf der einen Seite die "Datenherren" in Form einer Copyright- und Patentindustrie, die auf dem Status Quo beharrt oder die Kontroll- und Sanktionsmöglichkeiten sogar noch verstärken will. Auf der anderen Seite die ProtagonistInnen einer kooperativen Wissenskultur, die die Chancen einer Vereinfachung und Beschleunigung der Austauschkultur im Zeitalter der digitalen Reproduzierbarkeit befürworten.

Aber die Formatierung von Information als "geistiges Eigentum" ist nur ein Teil der Debatte. Von Staat und Wirtschaft eingesetzte Überwachungstechnologien bedrohen Privatsphäre und informationelle Selbstbestimmung, ein eigendynamisches Kartell von Nachrichtenagenturen und Medienkonzernen fungiert als Selektionsinstanz im globalen Informationsfluss. Gleichzeitig müssen die neuen Kommunikationstechnologien und insbesondere das Internet immer noch für Utopien von Partizipation und Deomkratie herhalten, während die Frage des Zugangs zur Technologie immer noch viel zu wenig thematisiert wird. Und - selbst wenn trotz ungleicher Voraussetzungen - Stichwort "Digital Divide" - der Zugang rein technisch gegeben ist, bedeutet das noch lange keine "soziale, gerechte und ethisch orientierte Informationsgesellschaft", wie das die Gegendeklaration "Shaping Information Socies for Human Needs" der zivilgesellschaftlichen NGOs bei ersten WSIS-Gipfel 2003 in Genf gefordert hat.

11h "The Scanner at the Border": Conversation with Florian Schneider (DE), Felix Stalder (AT/CH), Shuddhabrata Sengupta (IN)
Video-Livestream World-Information City Conference, Bangalore

What are the regimes of information control and surveillance that are intrinsic to the rise of the modern system of immigration control and border patrol? How do these systems affect the lives of people on the move, as well as those of people who stay behind fortified borders? What methods are being used to resist and subvert these technologies of control. How have activists responded to the politics of information in the "No Border" Camps and Campaigns in Europe and elsewhere.

12h30 "The Collateral Damage of Breaking News": Conversation with Arundhati Roy (IN), Lawrence Liang (IN), Shuddhabrata Sengupta (IN)
Video Livestream World-Information City Conference, Bangelore

How can passionate and critical voices make themselves heard in the din of "embedded journalism". How can the spell of "Breaking News" be broken by a insistence on reflective and thoughtful speech? Do we need to look long and hard at how crises get reported? At how things get remembered, forgotten or resurrected? Is the representation of a conflict as subject to moral questions as is participation in the conflict? What is the responsibility of the writer, the journalist, the artist and the practitioner of information - not just in terms of bearing witness to the urgencies of the present, but also in relation to the imperatives of reflection for the future. What else comes free with "free speech"? These are some of the questions that Arundhati Roy, novelist and essayist will explore.

14h "Hart aber Gerecht 2006"
Workshop

Kollaborative Ausarbeitung illegaler Copyright-Praktiken und Identifikation fragwürdiger populärkultureller Phänomene: Unlautere Weitergabe von kommerziell erworbenen Klingeltönen, geschützten Kochrezepten und Promi-Bildern. Kostümierung mit unlizensierten Darth Vader Uniformen, nicht gemeldete Fotohandys bei Lichtspielvorführungen von "Harry Potter 10" und vieles mehr.

15h Pressekonferenz des Konsortium ZKM
Ort: Mariahilferstrasse, Höhe Humanic, ehem. Virgin Megastore

Utl: Die Kampagne "Hart aber Gerecht" 2006 auch in Österreich!

Das Konsortium ZKM ist eine Kooperation der "Allianz für die österreichische Musikindustrie", des "Verbands für die österreichischen Softwarewirtschaft" und der "Austrian Film Alliance". Darüber hinaus engagieren sich eine Vielzahl von Einzelunternehmen aus diesen Bereichen für das Projekt. Am symbolträchtigen Ort des ehemaligen Virgin Megastore in Wien werden neue Ansätze und verschärfte Strategien gegen das massenhaft grassierende Copyrightverbrechertum vorgestellt. Auch bisher als gering betrachtete Vergehen werden in Zukunft scharf verfolgt. Neben der Weitergabe etwa von kommerziell erworbenen Klingeltönen, geschützten Kochrezepten oder Prominenten-Bildern soll auch die Mitnahme von Foto-Handys in Kinos in Hinkunft entsprechend schwer geahndet werde. Anschliessend wird eine der neuen Massnahmen vor Ort exekutiert: In einer Medienaktion wird eine Reihe von Verbrechern aus ihren dunklen Schlupflöchern des Internet ins Licht der Öffentlichkeit einer grossen Einkaufsstrasse gezerrt und im Rahmen eines gerichtlichen Vergleichs den Massenmedien zum Frass vorgeworfen.

17h "Von Filesharing nach Tunis und Bangalore und zurück" Talk

18h Burnstation
Presentation/Burnsession

Ramiro Cosentino (Mediahacktivist, Buenos Aires/Barcelona) präsentiert das Projekt Burnstation, ein via Joystick bedienbares und auf Basis freier Software entwickeltes Musik-Distributionssystem, erstmals permanent installiert im medien.KUNSTLABOR in Graz. Anschliessend Burnsession.

Einleitende Worte von Armin Medosch (Autor, Künstler und Kurator, London), unter anderem über Vergangenheit und Gegenwart des Projekts Kingdom of Piracy.

20h THOUGHT THIEVE$
Kurzfilmschau

Ausgewählte Kurzfilme aus der internationalen TOUGHT THIEVE$ Kurzfilmschau als Antwort auf die gleichnamige Microsoft-Propagandakampagne. Die TeilnehmerInnen waren aufgefordert, bis Herbst 2005 ihre Beiträge über die Konzern-Piraterie einzusenden, bei dieser Version von TOUGHT THIEVE$ ging es um die Medienkonzerne und den von ihnen begangenen Diebstahl an gesellschaftlichem Wissen, Kultur und Kreativität.

Banners im öffentlichen Raum, Bangalore
Screening

What do stricter intellectual property laws mean for the public, for digital ecology, accessibility of knowledge, and also for the future of urban spaces?

Radio

Viele österreichische freie Radios machen Programm zum Thema.

Links

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